Gedichte im Islam
Der Mann mit der ehernen Faust

von Saadi aus dem "Fruchtgarten". aus dem Persischen übersetzt von Otto Hauser

In Erdebil hatte so eherne Faust
Ein Mann, dass sein Pfeil selbst durch Eisen gesaust.
Da stellte sich einer in Wolle ihm dar,
Ein Jüngling, ein kühner, erprobt in Gefahr.
Er trug, wie man einstens Behram-Gur geschaut,
Im Kampf nur ein Fangseil aus Wildeselhaut.
Da jener den Wollebekleideten sah,
Die Senne des Bogens zum Ohr zog er da,
Doch Weißpappelpfeile die fünfzig an Zahl
Durchdrangen den Filz nicht ein einziges Mal.
Da trat jener vor, kühn wie Destan, der Held,
Und hatt' ihm das Seil um den Hals schon geschnellt,
Und bracht' ihn ins Lager, vors Zelttor geführt,
Als wär' er ein Räuber, da stand er, geschnürt.
Die Nacht lang nicht schlief er vor Scham und vor Schmach;
Dann früh aus dem Zelt kam ein Diener und sprach
Oh du, dessen Pfeil durch das Eisen sonst ging,
Wie kam es, dass einer im Wollkleid dich fing?
Da weinte er blutige Tränen und rief
Nicht lebt mehr, du weißt's, dessen Frist hier verlief.
So war ich in Schwertkampf und Tjosten bewährt,
Ich hätt' in der Kunst einen Rustem belehrt.
Als stark einst der Arm meines Glückes noch war,
Da stellte das Eisen wie Filz sich mir dar,
Doch jetzt, wo das Glück von der Faust sich gewandt,
Hält Filz meinem Pfeil wie kein Eisen je Stand.

Am Tag, wenn es gilt, reißt den Panzer der Speer,
Doch dringt, gilt es nicht, durch ein Hemd nimmermehr.
Der Mann, dem im Nacken das Todesschwert blinkt,
Ist nackt, ob ihn vielfacher Panzer umschlingt.
Doch steht ihm das Glück bei, ist hold ihm das Los,
Ihn tötet kein Stahl, ist er nackt auch und bloß.

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