Gedichte im Islam
Der Marktpolizist und der Trinker

von Dschalaleddin Rumi

Der Marktinspektor sah um Mitternacht,
wie einer schlafend an der Mauer lag.
Er rief: «He du - was hast du denn getrunken?»
Der sagte: «Das, was in der Flasche ist.»
«Dann sag mir mal, was war denn in der Flasche?»
«Was ich getrunken hab? 's ist mein Geheimnis!»
Der sprach: «Was hast du denn getrunken, sag?»
«Was in der Flasche da verborgen lag!»
So ging das hin und her, und der Inspektor
glich einem Esel, der im Schlamme steckt.
Dann sagte er: «Los, Mann, nun sag mal Ach!»
Doch der Betrunkne rief nur Hu und Hu.
«Sagt ich dir nicht: <Sag Ach!> und du sagst Hu?»
«Ja, weil ich froh bin, und betrübt bist du;
denn Ach sagt man bei Schmerz und Tyrannei,
der Trinker Hu, das ist der Freude Schrei!»
«Das weiß ich nicht», sprach der Inspektor: «Lauf,
und hör mit diesem Sufi-Unsinn auf!»
Der sagte: «Geh - woher bist du, wo ich?»
«Besoffner», rief der, «ab mit dir ins Loch!»
Der Trunkne sagte: «Lass mich gehn. Wer kann
ein Pfand denn nehmen von dem nackten Mann?
Denn hätte ich noch Kraft, hier aufzustehen,
ich würde gleich zu mir nach Hause gehen.»

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