Horch mit dem Ohr der Seele den zahllosen
Tönen
In der Höhlung des grünen Doms, von inbrünstigen Rufen der
Liebenden
Sind die Schnüre deines Kleides gelöst von den Berauschungen
der Liebe
Schau des Himmels Triumph und Orions Verwirrung!
Wie die Welt, hoch und gering, in Aufruhr gebracht ist
Durch die liebe, die von hoch und gering gereinigt ist!
Wenn die Sonne aufgeht, wo bleibt die Nacht?
Wenn die Freunde der Güte kommt, wo bleibt die Trübsal?
Ich schweige, sprich du Seele der Seele der Seele,
Du, nach dessen Gesicht sehnsüchtig jegliches Atom ausgeprägt
erwuchs
* * *
Gestern Abend übergab ich einem Stern
Nachrichten für Dich
"Biete" sagt ich "meinen Dienst dieser Mondgleichen Gestalt"
Ich neigte mich und sprach: "Biet diesen Dienst der Sonne,
die harte Felsen mit ihrem Brennen zu Gold macht."
Ich blößte die Brust, ich zeigt ihm die Wunden.
"Gib" sagt ich, Nachrichten von mit dem Geliebten, dessen
Trunk unser Blut ist."
Ich schwankte hin und her, dass das Kind, mein Herz, ruhig
werden möchte.
Ein Kind schläft, wenn man die Wiege schwenkt.
Gib meinem Herzen, dem Säugling, Milch hilf seinen Weinen ab
O du, der du jederzeit hundert Hilflosen hilfst gleich mir.
Der Herzens Heimat, vom Anfang bis zum End, ist deine Stadt
die Einheit.
Wie lange willst du dies Herz in Verbannung verloren lassen?
Ich spreche nicht weiter, aber um Kopfschmerzen abzuwenden;
O Weinschenk, mach mein schmachtendes Auge trunken!
* * *
O Garten - seine Rosen mögen in
Blüte steh'n zur Auferstehung!
O Abgott - beide Welten seien verstört ob seiner Schönheit,
Der Schönen Fürst geht stolz auf die Jagd am Morgen.
Mögen andere Herzen dem Pfeil seines Glanzes Beute sein!
Welche Kunde kommt stetig aus seinem Aug in das meinige!
Mögen meine Augen erfreut und erfüllt sein von der Berauschung
seiner Kunde
Ich erbrach eines Büßers Tür, mit Beschwörung bannte er mich
Und sagte: "Geh, dein ganzes Leben sei friedlos!"
Nicht Friede noch Herz ist mir dahin von seiner Beschwörung, -
durch den Freund
Der durstig ist nach unsrem Blut - sei Gott ihm gnädig!
Mein Leib ist dem Mond gleich, der aus Liebe schmilzt,
Mein Herz gleicht Suhra's Laute - Mögen seine Saiten
zerbrechen!
Sieh nicht auf des Mondes Schwund noch auf Suhra's
Gebrochenheit!
Schau die Süße seines Leids - möge sie tausendfältig wachsen!
Welch eine Braut ist in der Seele! Vom Abglanz ihres
Angesichts
Werde die Welt erfrischt und gefärbt wie die Hände der
Neuvermählten!
Se nicht auf die leibliche Wange - möge sie süß und lieblich
sein!
Der dunkle Leib gleicht einem Raben und dem Winter die
Köperwelt;
O diesen zwei unliebsamen besteh'n durch die vier Elemente
Möge das Dasein deiner Deiner auf anderen denn den vieren
beruh'n!
* * *
Ich war am Tag da keine Namen
waren,
Noch irgend ein Anzeichen von Dasein mit Namen begabt war.
Durch mich wurden Namen und Benanntes wirklich,
Am Tag, als das weder "Ich" noch "Wir" war.
Als Zeichen ward die Lockenspitze des Geliebten ein Zentrum
der Offenbarung
Bis dahin wir die Spitze dieser schönen Locke nicht.
Ich suchte bei Kreuz und Christen, von end zu End.
Er war nicht am Kreuz.
Ich kam zum Götzentempel, kam zur alten Pagode,
Keine Spur was da zu finden.
Ich kam zu den Bergen Herat und Kandahar.
Ich mich um, er war nicht im Bergland.
Ich nahm mir's vor und stieg zum Gipfel des Kat.
Dort war bloß die Wohnstätte des Anka.
Ich griff die Zügel, um die Kaabu nachzuforschen;
Er war nicht in diesem Semmelpunkt von Alt und Jung.
Ich schaute in mein eigenes Herz;
Da sah ich ihn. Er war nicht anderswo.
Außer dem seelenlautern Schems Tebrisi
War niemand trunken und berauscht und verzückt.
* * *
Zur Morgenzeit erscheinet ein
Mond am Himmel
Und kommt vom Himmel herab und blickt mich an.
Gleich einem Falken, der nach einem Vogel hascht zur Jagdzeit,
Hascht mich dieser Mond und jagt über den Himmel.
Wenn ich mich selbst betrachtete, sah ich mich selbst nicht
mehr,
Weil in diesem Monde mein Leib aus Gnade wie Seele ward.
Wenn ich in der Seele wanderte, sah ich nichts denn den Mond,
Bis das Geheimnis der ewigen Gottschau ganz offenbart war.
Die neuen Sphären des Himmels waren in diesem Mond ganz
eingesenkt,
Das Schiff des Daseins war vollkommen untergesunken im Meer.
Das Meer brach sich in Wochen, und auferstanden die Weisheit
Und ließ eine Ruf erschallen; so kam es und also geschah's.
Nahm etwas Gestalt an und wurde weiter gebildet.
Jede Schaumgestalt, die ein Zeichen empfing von diesem Meer,
Schmolz alsogleich und wurde zu Geist im Ocean.
Ohne die Herrschermacht wie die des Schems Tebrisi
Könnte man nimmer den Mond schaun noch zum Meere werden.
* * *
Schönheit, die die ganze Nacht
lang Venus und den Mond Liebeskünste lehrt,
Und deren beide Augen durch ihre Zauberei des Himmels Augen
offenhalten
Blick auf unsre Herzen! Was auch geschehe, Moslims,
Ich war als erster von seiner Liebe geboren, ich gab ihm als
letzter mein Herz.
Wenn die Frucht vom Zweige springt, hanget sie an jenem Zweig.
Seine Lockespitze spricht: "Wo ist eine Motte, dass sie
verbrenne!"
Um des Tanzes willen auf diesem Seil, eil dich , her werde zum
Reifen
Stütz dich selber in den Brand, wenn seine Kerze strahlt.
Ohne den Brand hälst du es nimmer aus, so du die Verzückung
des Brennens erlabt hast,
Und käme zu dir das Wasser des Lebens, es würde dich nicht
aufstören vom Brand.
* * *
Könnte sich ein Baum mit Fuß
und Flügel bewegen,
Er würde nicht die quälende Säge, die hiebe der Axt nicht
dulden.
Und käme die Sonne nicht einher, mit Flügel und Fuß jedwede
Nacht,
Wie sollte die Welt zur Morgenzeit erleuchtet sein?
Und stiege das salzige Wasser nicht auf vom Meer den Himmel,
Woher sollte der Garten sich an Strom und Regen erquicken?
Macht der Trope sich los con der Heimstadt und kehret er
wieder,
Findet er Muschel und wird zur Perle.Ging nicht Josef weined
vom Vater zur Fremde?
Kam er nicht in der Fremde zu Glück und Königsmacht und Sieg?
Wandte sich Mustafa nicht nach Medina?
Gewann er nicht Herrschertum, als Herr über hundert Lande?
Trotzdem wählt dein Fuß nicht die Fahrt in dich selbst.
Wie in den Rubinschacht ein Sonnenstrahl sticht.
Mach eine Wandrung aus dir selber, in dich selbst, o Meister!
Denn durch solche Wandrung wird die Erde ein Goldbruch.
Aus dem Sauren und Bittren komm zur Süßigkeit,
So wie aus salzigem Erdreich Frucht schießt tausendfalt.
Durch die Sonne Schems, den Stolz von Tebris,
Schau diese Wunder;
Denn jeder Baum wird schön im Sonnenlicht.
* * *
Ich schrie auf um Mitternacht:
"Wer ist im Haus des Herzens?"
Er sprach: "Ich bins, durch dessen Angesicht Mond und Sonne
beschämt sind"
Er sprach: "Warum ist die Herzhaus mit allerlei Bildern
angefüllt?"
Da sprach ich:
"Das sind die Gedanken über dich, o du, dessen Antlitz eine
Kerze von Chigil ist"
Er sprach: " Was ist dies andere Bild, überronnen mit
Herzblut?"
Da sprach ich: " Es ist mein Bild, wunden Herzens, die Füße im
Staub."
Ich band meine Seele den Nacken und brachte sie als
Denkzeichen zu ihm:
"Es ist der Gläubige der Liebe; opfre den eigenen Gläubigen
nicht."
Aus dem Zelt meiner Seele schlug die Gestalt des Geleibten
empor, schöner als vorher
Ich streckte die Hand nach ihm aus, es schlug drauf und "lass
dies" sprach er.
Ich sprach: "Du bist hart, wie nur du sein kannst." "Wisse"
sprach er wiederum
"Dass ich aus Güte hart bin, nicht aus Hass und Groll.
Wer da kommt mit den Worten "Das bin ich", ich schlag ihm die
Stirn;
Denn dies ist der Altar der Liebe, o Tor, kein Schafpferch ist
es."
Sicherlich ist Salahi dil u din das Bild ds Schönen Einen;
Reib dir die Augen und schaue das Bild des Herzens, das Bild
des Herzens.
* * *
Warum nimmt die Seele keine
Schwingen, wenn von der göttlichen Gegenwart
Süßes Gunstwort zu ihr kommt: "Empor"?
Wie sollte der Fisch nicht vom Trocknen ins Wasser schnellen,
Wenn das Wogengeräusch des kühlen Meeres sein Ohr trifft?
Warum sollte der Falke nicht vom Steinbruch weg zum König
fliegen,
Wenn er mit Trommel und Trommelton zur Rückkehr sich berufen
hört?
Warum sollte nicht jeder Sofi zu tanzen beginnen, einem
Sonnenstäubchen gleich
In der Sonn der Ewigkeit, dass sie ihn von der Vergänglichkeit
erlöse?
* * *
Ich bin ein Maler und mache
Gemälde. Jeden neuen Augenblick schaff ich eine schöne Form,
Und dann wische ich sie in deiner Gegenwart alle weg.
Ich rufe hundert Erscheinungen auf und flöße ihnen Geist ein.
Wenn ich deine Erscheinung schaue, werf' ich die andern ins
Feuer.
Bist du des Weinhändlers Schenk oder der Feind des Nüchternen,
Oder bist du's, der aus jeglichem Haus, das ich bau, einen
Trümmerstatt macht?
In dir ist die Seele aufgelöst, mit dir ist vermischt;
O! Ich will die Seele hegen, denn sie hat einen Duft von dir.
Ich bin mit deiner Liebe einer Farbe, ich der Genosse deiner
Neigung.
Im Haus aus Wasser und Lehm ist ohne dich trostlos das Herz.
O Geliebter, tritt in das Haus, oder ich wer' es verlassen.
* * *
Glücklich der Augenblick, wenn
wir im Palaste sitzen, du und ich,
Mit zwei Formen, zwei Gestalten, doch mit einer Seele, du und
ich.
Die Farben des Hains und die Stimmen der Vögel werden
Unsterblichkeit spenden,
Wenn wir in den Garten kommen, du und ich.
Die Sterne des Himmels werden, uns anzuschauen kommen;
Wir werden ihnen den Mond selbst zeigen, du und ich.
Du und ich, keine Einzelnen mehr, werden in Entzückung
vermischt sein,
Freudenvoll, sich vor närrischem Geschwätze, du und ich.
All die glanzfedrigen Himmelsvögel werden ihre Herzen gierig
verzehren,
Da wo wir solcherweise preisen werden, du und ich.
Dies ist das größte Wunder, dass du und ich, hier im selben
Winkel sitzend,
In diesem Augenblick beide in Trak und Chorassan sind, du und
ich.
* * *
Ich sah meinem Geliebten aus
dem Hause wandern,
Er hatte eine Laute genommen und spielte ein Lied.
Hinreißend wie Feuer spielte er eine süße Melodie,
Verzückt und bezaubernd und trunken vom Nachtgelag.
Er rief den Weinschenken an in der Tonart von Trak:
Wein war sein Zweck, der Weinschenk war eine Ausrede nur.
Der schöne Schenke, den Krug in der Hand,
Schritt aus der Verborgenheit vor und stellte ihn mitten hin.
er füllte den ersten Pokal mit glänzendem Wein -
Sahst du jemals Wasser auf Feuer gesetzt?
Von Liebe bewegt reichte er ihn von Hand zu Hand,
Dann warf er sic hin und küsste die Füße.
Mein Geliebter nahm den Kelch von ihm und schlürfte den Wein:
Augenblicklich flogen Glutflammen über sein Gesicht.
Mittlerweise betrachtete jener seine eigene Schönheit und
sprach zu dem scheelen Aug:
"In dieser Zeit war nicht noch wird je ein anderer sein gleich
mir.
Ich bin die göttliche Sonne der Welt, ich in der geliebte der
Liebenden,
Seele und Geist bewegen sich stets vor mir."