Wohl endet Tod des Lebens Not,
Doch schauert Leben vor dem Tod.
Das Leben sieht die dunkle Hand,
Den hellen Kelch nicht, den sie bot.
So schauert vor der Lieb' ein Herz,
Als wie von Untergang bedroht.
Denn wo die Lieb' erwachet, stirbt
Das Ich, der dunkele Despot.
Du lass ihn sterben in der Nacht
Und atme frei im Morgenrot.
* * *
Die Rose ist das höchste Liebenszeichen
Dem Herzensfreund will ich die rose reichen.
Gedanken sterben im Gefühl der Liebe,
Wie Gartenblumen vor der Ros' erbleichen.
Die Rose trägt den stillen Dorn am Herzen,
Weil nie die Schmerzen von der Liebe weichen.
Ein einzig Bild der Schönheit ist die Rose;
Was gleicht ihr in Erd und Himmels Reichen?
Der vollen Rose gleicht an Pracht die Sonne,
Und alle Blättlein siehst Du Monden gleichen.
Der Sonne Lichtstrahl ist in ihr gerundet
Und Hundert Monde rollen dran als Speichen.
Die, die aus Monden wuchs, die Rose,
Dem Herzensfreund will dir die Rose reichen.
* * *
Einst um Liebe, die Peri (eine Art Gute Fee) , hat der
Dschinne Schmerz
gefreit;
Damals trug er Lichtgewand und noch nicht sein Feuerkleid.
Als die reizende Peri sich dem Freier abgewandt,
Ward sein Glanz verzehrende Glut und blieb es
seit der Zeit.
Sich verzehren wollt' er selbst, doch
unsterblich fühlt' er sich;
Und die reizende Peri zu versehren, tat ihm
leid.
Ab ihr wenden wollt' er sich, über sich
vermocht' er's nicht;
Wo sie hin sich wendete, gab er ihr von fern
Geleit.
Durch geheimen Zauber nun so verbunden sind
die zwei;
Wo sich nur das eine zeigt, ist das andre auch
nicht weit.
Wo in endliche Natur sich die Liebe senken
will,
Schauern durch die Kreatur Schmerzen der
Unendlichkeit.
Wann die Rose öffnen will ihre Brust dem
Himmelstrahl,
Sprenget die verschlossene Knosp' ihr Trieb
mit Schmerzlichkeit.
Wann des Lebens Schmetterling in der Puppe Tod
erwacht,
Zeuget die geborstene Hülle, wie ihn Schmerz
befreit.
Siehe, jede Zeitgeburt reißt nicht ohne
Schmerz sich los;
Wäre Liebe ohne Schmerz, die Geburt der
Ewigkeit?
* * *
Wenn mir der Freund
wird seine Hilf erzeigen,
So mach ich dies mein Leben ganz ihm eigen,
Der Leib von Thon ist eine Opferschale,
Daraus ihm soll der Duft der Seele steigen.
Das ird'sche Leben ist zu kleines Opfer,
Ich opfere mein ewiges mit Schweigen.
* * *
Unglauben ist die Nacht, die Nachtlamp' ist der Glauben,
O lass in deiner Nacht dir nicht die Lampe rauben!
Wir hoffen auf das Licht, von dem die Lampe zeuget;
Das Licht, das sie gezeugt, will ihr den Dienst erlauben.
Doch wann die Sonne erwacht, erlischen Nacht und Lampe,
Und auf in einem Schaun geht Glaube und Unglauben.
Was witterst du, o Nacht? was zitterst du, o Lampe?
Vom Osten weht mich an der Sonnenrosse Schnauben.
Die Nacht ist noch im Tal, die Lamp' im dumpfen Klause,
Das Morgenrot umsäumt des Berghaupts hohe Hauben.
* * *
Schall, o Trommel! Hall, o Flüte! Allah hu!
Wall im Tanze, Morgenröte! Allah hu!
Lichtseel im Planetenwirbel, Sonne, vom
Herrn im Mittelpunkt erhöhte! Allah hu!
Herzen! Weiten! Eure Tänze stockten, wenn
Lieb im Zentrum nicht geböte, Allah hu!
Unsres Liebereigens Leiter reicht hinauf
Über Sonn und Morgenröte, Allah hu!
Rause, Meer, am Fels im Sturme Gottes Preis!
Nachtigall, um Rosen flöte Allah hu!
Seele, willst ein Stern dich schwingen um die selb,
Wirf von dir des Lebens Nöte, Allah hu!
Wer die Kraft des Reigens kennet, lebt in Gott,
Denn er weiß, wie Liebe töte, Allah hu!
* * *