Gedichte im Islam
Abulaina

von
Friedrich Rückert

Zu Abulaina dem Gelehrten
Sprach seine kluge Tochter einst:
O Vater, da du dein verehrten
Wesir an jedem Tag erscheinst,
Trägst du ihm niemals dein Bedürfnis vor?
Wohl! Sprach der Vater, doch er hat dafür kein Ohr.
„Und sieht er selber deine Armut nicht?“
Wie sollt’ ers? Nie sieht er mir ins Gesicht.
„So lass dir sagen, was der Koran spricht:
Ihr sollt nicht euern Dienst an Götzen kehren,
Die, taub von Ohr, von Auge blind,
Nicht denen helfen, die sie ehren.“
O schön, rief Abulaina, weises Kind!
Doch gib den Mantel mir geschwind!
Man möchte, käm’ ich spät,
den Zutritt heut mir Wehren.

Aus: Sieben Bücher Morgenländischer Sagen und Geschichten

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