Gedichte im Islam
Diverse Kurzgedichte

von Pir Sultan Abdal übersetzt von Prof. Annemarie Schimmel

Ich, Pir Sultan, wenn ich die Berge wäre,
Voll blauer Hyazinthen Garten wäre.
Die Welt ganz Blume und ich Biene wäre
Fänd‘ süßern Honig nicht als Liebchens Zunge!

 

Ich ward zu Bächen die im Strom versprühten,
Zu Rosen ward ich, die zur Unzeit glühten
Zu Asche ich, drin kerne Funken glühten
O Freund, verbrannt, verbrannt von deiner Liebe!

 

Die Taten des blutdürstigen Tyrannen, -
Sie lassen schluchzen mich wie Nachtigallen -
Wenn Steine regengleich auch auf mich fallen -
Ein Daumenschnelln des Freundes schlägt mir Wunden.

 

Am Galgentag sind Freunde rar geworden,
Zehn Schmerzen sind nun fünfzig gar geworden,
Das Todesurteil ist nun klar geworden -
Erschlagen werd ich und werd aufgebunden.

Nicht steigt die Seele in die Himmelshöh -
Befiehlt Gott nicht, fällt milder Regen je?
Die Steine dieses Lands tun mir nicht weh -
Des Freundes Rose konnte mich verwunden.

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