Gedichte im Islam
Der Liebsten Gunst

von Ibn Hazm al-Andalusi aus dem Buch "Halsband der Taube", übersetzt von Max Weisweiler (1941)

Der Liebsten Gunst gedach'te ich. Sie schien mir gleich der Spur,
Die Haulas Wohnung hinterließ auf Iahmads rauher Flur.
Ich dachte jenes Wortes auch, das sie mir fest verband,
Das mir noch leuchtet wie die Spur der Zeichnung auf der Hand.
Ich blieb dort stehn nicht sicher, ob sie wiederkommen mag,
Und stets noch hoffend weinte ich, weint bis zum andern Tag.
Da schalt das Volk mich immerzu mit bittrer Redeflut
Und sprach: "Vergehe nicht im Leid und stärke deinen Mut!"
Der Liebsten Zorn gar mancher Art wie Schiffe mir erschien,
Die auf den Wasserläufen Dads an uns vorüberziehn.
Vereinigung und Meiden sind im Wechsel wie ein Kahn,
Den bald der Schiffer seitwärts lenkt, bald grade auf der Bahn.
Denn nach der Zeit der Gunst mich eine Zeit des Zorns ereilt,
Gleichwie der Spieler mit der Hand der Erde Häuflein teilt.
Sie lacht mir zu, indes es scheint, dass sie noch zürnend klagt:
Ein Mensch, der zwei Geschmeide trägt, aus Perlen und Smaragd.

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