Gedichte im Islam

Ich, und Heil, und fromme Werke

von Muhammad Schams ad-Din (Hafiz) aus seinen Ghaselen, übersetzt von Friedrich von Bodenstedt 1877

Ich, und Heil, und fromme Werke!
nein, das glaubt man nimmermehr;
Seit ich ward zum Augenmerke
in der Schenke immer mehr.

Meine alte Kute – glaube man –
trag' ich nicht als Kleid am Leibe:
Nur um Wein darin zu bergen,
denn am Weine häng' ich sehr.

Auf Dein Wissen, Deine Werke
sei nicht stolz, o Schriftgelehrter!
Was wir waren, sind und werden,
stand im Schicksalsbuch vorher.

Düfte locken, Farben blenden,
greife Du zum vollen Glase,
Glutenfülle giebt's dem Geiste,
macht das Herz von Sorgen leer.

Zwar, o Herz, soll Dich das Auge
sorglich hüten vor Gefahren,
Aber wenn es selber trunken,
wird die Herzenshut ihm schwer.

Sterbe rastlos nach Vollendung,
nur Verdienst ist wert des Lohnes –
Für versäumte gute Taten
giebt es keine Wiederkehr. -

Zeig' vor Rednern, Hafis, Deine
Redekunst nicht allzusehr,
Trag' zum Schacht nicht Edelsteine
Und wirf Perlen nicht in's Meer!

 

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