Das Wunder der Liebe
Die Freundin rief weil ihr Geheimnis entblößt war.
Wie erniedrigt sie vor dem Schurken der Schenke war.
Ich wollte bewahren das Geheimnis meines Herzens für mich
allein.
Doch als die Tür der Bar geöffnet wurde Tumult herrschte
darin!
Öffne die Klappe des Weinkellers, weil der Freund gekommen!
Frohe Botschaft oh Wirtshaus, denn ewiges Leben hat begonnen.
Wie soll ich dein offenes Haar genießen,
wenn du sie hast gebunden.
Eine Motte bekommt die Sonne
und ein Tropfen den ganzen Ozean.
Du öffnest die Lippen,
um über den wein zu sprechen und wirst trunken.
Vor dem Mundschenk sind alle Geheimnisse der Welt offen.
Es ist, als ob der Messias Geht durch die Gasse der Schenke,
Sodass er auf der Schwelle Gottes ein hohes Ansehen erlange.
Du kennst nicht, das Wunder der Liebe. Sulaika kennt es.
Denn mit ihr wurde der geliebte Josef so schön besonderes.
15 Esfand 1367
[06. März, 1989]
Erläuterung
Sulaika
ist gemäß altem Testament die Ehefrau Potifars. Sie hat gemäß
der Überlieferung im Islam versucht,
Josef
(a.) zu verführen, der jedoch widerstanden hat, worauf sie
sich an ihm gerächt hat.
Potifars hatte
Josef
(a.) auf dem Sklavenmarkt von midianitischen Händlern erworben
und ließ ihn in seinem Haus arbeiten. Aufgrund der
außergewöhnlichen Schönheit
Josef
(a.) begehrt
Sulaika
den Jüngling und versucht ihn zu verführen, wogegen sich
Josef
(a.) wehrt, um nicht die Sünde der Unzucht zu begehen.
Daraufhin beschuldigt sie aus Enttäuschung und Hass über die
Ablehnung ihrerseits
Josef
(a.) bei ihrem Ehemann der versuchten Vergewaltigung. Obwohl
Potifar den Lügen seiner Gattin zunächst keinen Glauben
schenkt, gelingt es
Sulaika
durch diverse Intrigen
Josef
(a.) bei ihm in Ungnade fallen zu lassen und er landet im
Gefängnis. Weil
Josef
(a.) anderen Gefangenen die Träume deutet,
wird letztlich der Herrscher Ägyptens auf ihn aufmerksam und
die Lüge
Sulaikas
kommt ans Tageslicht.
Sulaika
steht in der detaillierten Geschichte ihres
Verführungsversuches in der Sure über
Josef
(a.) u.a. stellvertretend für das Weltliche, dem sich der
wache Geist des
Josef
(a.) entzieht, wenn auch mit Mühe und knapp.
In der entsprechenden Schilderung im Heiligen Qur´an versucht
sie ihn zu ergreifen, er flieht zur Tür, und dabei zerreißt
sie sein Kleid von hinten (vgl. Heiliger Qur´an 12:25). Genau
dieser Umstand wird später bei der Anschuldigung gegen ihn zum
Beweis dafür, dass er recht hatte (12:26). Daraufhin kommt es
zum Gerede unter den Frauen des Hofs, worauf
Sulaika
alle Frauen einlädt, um ihnen die Schönheit
Josefs
(a.) vorzuführen (12:31). Als jene Frauen überwältigt werden
von
Josefs
(a.) Anblick, schneiden sie sich versehentlich sogar mit dem
Obstmesser in die Hand. Um aber dennoch ihre eigene Würde zu
wahren, hält
Sulaika
ihre Vorwürfe aufrecht und lässt
Josef
(a.) ins Gefängnis
stecken. Durch das Wunder der Traumdeutung
Josefs
(a.) kommt
er letztendlich frei.
Sulaika
gesteht öffentlich ihre erfolglosen Verführungsversuche und
Josef
(a.) wird rehabilitiert.
In der Dichtung der Mystik wird
Sulaika
immer wieder als Motiv verwendet.
Sulaikas
Misserfolg endet damit, dass nachdem Josef (a.) alle Wirren
überstanden hat, er der gealterten und verwitweten
Sulaika
wieder begegnet. Auf geheimnisvolle Weise erhält sie ihre
jugendliche Schönheit zurück, und als Gott ihm jetzt befahl,
sie zu heiraten, willigte er ein.