Gedichte im Islam
Das Meer der Entwerdung

von Imam Chomeini

Das Meer der Entwerdung[1]

Wenn doch nur der Tag käme
an dem mein Platz wäre auf Deinem Wege,
So dass meine Freud und Leid dort
meines Herzens alleinige Obhut wäre.
Wenn doch nur in meiner Hand wäre
eine Locke Deines Haares mit einer Zopf-Strähne,
dieser Zopf für mich lösen würde
jede verflochtene Probleme.
So weit entfernt von Dir letzte Nacht
mein Herz einem dunklen Raum gleicht,
die Versammlung schart sich um das Kerzenlicht,
es leuchtet dort so hell im Andenken an Dich.
Sind sie dort trunken durch Trinken von Wein,
eine Gruppe Freunde verlor ihr Bewusstsein,
aber an dieser Gruppe habe ich Anteil kein,
nicht für die mit Einsicht, nein.
Wer brechen wolle jedes Band
ist sicher ungerecht, ignorant,
[2]
Und das Selbst, die Welt und Räume
muss er sicherlich vernachlässigen.
Für alle die ihre Herzen haben verloren,
Wissen ist ein Schleier, ein Schleier,
die, die sich würden entfernen vom Schleier,
sind jene deren Unwissenheit ist sicher.
Der Liebhaber fließt über dem Meer
des Nichts, wegen dem Eifer,
Jene, die in der Dunkelheit stehen,
sind ohne Kunde von Strähnen.
Als ich kam vom gnostischen Reich;
erkannte ich, dass alles war vergeblich,
Alles, was wir studiert und was wir erkannt,
war nutzlos, nachdem ich zur Liebe fand.

Radschab 1405 n.d.H. (1985)

[1] Der Begriff "Fana" wird i.d.R. mit "Entwerdung" ins Deutsche übertragen. Weitere Übersetzungen sind Auflösung und Verschmelzung. Gemeint ist die Auflösung der eigenen Seele in der göttlichen Erhabenheit aufgrund tiefer Erkenntnis. Der Begriff geht zurück auf den Heiligen Qur´an, in dem es heißt (33:26): „Jeder, der auf ihr (der Erde) ist, wird vergehen (bzw. entwerden)“. Das Entwerden ist die Beschreibung der Entwicklung zur Ewigkeit. Das Ziel ist dabei bereits im Diesseits einen Zustand im eigenen Herzen zu erlangen, dass Geist [ruh] und Seele [nafs] in völligen Einklang gelangen, ein Zustand, den in der vollkommenen Form die Ahl-ul-Bait (a.) erreicht haben.

[2] Verweis auf einen Vers aus dem Heiligen Qur´an (33:72):„Wahrlich, wir boten das Anzuvertrauende (Band) den Himmeln und der Erde und den Bergen an; doch sie weigerten sich, es zu tragen, und schreckten davor zurück. Und der Mensch hat es ertragen. Wahrlich, er ist sehr ungerecht, ignorant.“ Der Mensch ist ungerecht zu sich selbst, sich die Bürde der Verantwortung, die Gott ihm anbot, anzunehmen und dann doch nicht zu erfüllen. Die Dichter Kommentieren, dass der Mensch ignorant ist, in dem Sinne, dass er sich weltlichen Begierden und seinem Ego hingibt, und das göttliche Vertrauen missachtet bis auf diejenigen, die das Vertrauen vorbildhaft vorleben, wie z.B. die Ahl-ul-Bait.

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de