Friedliche zwischenmenschliche Beziehungen
Innerhalb der islamischen Gemeinschaft regelt Frieden die
Beziehungen der Muslime, doch ist Frieden auch die Grundlage
der Beziehung der islamischen Gemeinschaft zu anderen
nicht-islamischen Gesellschaften.
Die Mitglieder der islamischen Gesellschaft sind entweder
Muslime oder Nichtmuslime. Die Beziehungen der Muslime
untereinander stellt der Islam auf die Grundlage der
Brüderlichkeit und des Glaubens.
Die Beziehung der Muslime zu Nichtmuslimen basiert auf
Menschlichkeit und auf der Verbundenheit der großen
Menschenfamilie. So werden die Rechte der Nichtmuslime
innerhalb der islamischen Gemeinschaft respektiert.
Der einzige Maßstab, den Gott an die Menschen anlegt und
der die Menschen voneinander unterscheidet, liegt in der
»Ehrfurcht vor Gott« (arabisch»Taqwa«}- alle anderen
Privilegien des Menschen sind hinfällig: »0 ihr Menschen, Wir
schufen euch aus Mann und Frau und machten euch zu Völkern und
Stämmen, auf daß ihr euch gegenseitig erkennt! Wahrlich, der
Angesehenste von euch vor Gott ist der Gottesfürchtigste!«
(Sure 49, 13)
Auf welche Weise der Islam die Beziehungen der Menschen in
einer islamischen Gemeinschaft regelt, kommt ebenfalls in dem
bekannten Schreiben Imam Alis an Malik al-Ashtar, der sein
Gouverneur in Ägypten werden sollte, aber auf dem Weg dorthin
ermordet wurde, zum Ausdruck:
»Schließe das Volk in dein Herz und empfinde ihm gegenüber
aufrichtige Freundschaft und Liebe. Möge Gott dich bewahren,
wie ein Raubtier auf Beute zu lauern. Bedenke, daß das Volk
aus zwei Gruppen besteht: die einen sind deine Brüder im
Glauben, die anderen sind Menschen wie du!« (Nahjul-Balagha,
Brief 53) Zum Schütze der zwischenmenschlichen Beziehungen muß
sich eine islamische Gemeinschaft gegenüber Kräften, die die
Beziehungen ihrer Mitglieder stören oder beseitigen wollen,
zur Wehr setzen. Diese Verteidigungshaltung ist jedoch nur ein
Aspekt des umfassenden Begriffes Jihad und hat nichts mit
Kriegstreiberei oder Aggression zu tun.
Wenn der Frieden bedroht ist, tritt Jihad in Aktion. Der
Islam respektiert andere Systeme solange die Herrschenden
dieser Systeme die legitimen Rechte der Völker auf Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden nicht verletzen. Geschieht dies
jedoch, sind die Muslime aufgerufen, die Entrechteten und
Unterdrückten in ihrem Kampf gegen ihre Unterdrücker zu
unterstützen bis Unterdrückung und Verfolgung aufhört.
Der Islam tritt immer für die Beseitigung von Gewalt,
Unterdrückung und Aggression ein - rechtfertigt aber niemals
Aggression und »Heiligen Krieg!«
Wiederum drückt diese Tatsache am klarsten der Quran aus: »
0 ihr Gläubigen, tretet ein für Gott, bezeugt die
Gerechtigkeit und laßt euch nie durch die Feindschaft eines
Volkes dazu treiben, ungerecht zu sein: denn dies ist der
Gottesfurcht am Nächsten! Und habt Ehrfurcht vor Gott, denn
Gott weiß gewiß alles, was ihr tut!« (Sure 5, 8)