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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Als Selbstgeißelung oder Selbstkasteiung wird das freiwillige
zufügen von Leid an den eigenen Körper bezeichnet.
Unter
Schiiten
war die Selbstgeißelung bei den
Trauerzeremonien zu Muharram Jahrhundert lang üblich.
Dabei handelt es sich um eine typische Übertreibung, initiiert
von Gewaltherrschern, um das eigentliche Wesen der
Trauerzeremonien zu
Aschura, nämlich den Widerstand gegen Gewaltherrschaft,
auszuhöhlen. Während
Sunniten
nahezu vollständig von dem Widerstandsgeist der Lehre von
Aschura durch alternative Lehren abgebracht werden
konnten, bedurfte es bei
Schiiten
der Umlenkung des Widerstandsgeistes in eine Form der inneren
Übertreibung, um die Spannung abzubauen, damit sie sich nicht
gegen den Gewaltherrscher entlud. Daher wurden jene Zeremonien
bis zur
Islamischen Revolution von den Machthabern gefördert.
Die Art der Selbstgeißelungen war regional sehr
unterschiedlich. Während in einigen Regionen mit einem
scharfen Schwert eine Wunde in die Stirngegend geschlagen
wurde, so dass das gesamte Gesicht blutüberströmt aussah,
wurde in anderen Gebieten mit einer
Selbstgeißelungskette der
nackte Rücken blutig geschlagen. Besonders heftige Formen
waren in
Pakistan anzutreffen.
Die großen
Gelehrten [faqih] der
Islamischen Revolution, wie z.B.
Imam
Chomeini und
Imam
Chamene'i haben eine Selbstgeißelung, die zu Verletzungen
führt, für
verboten [haram] erklärt. Stattdessen wird von ihren
Anhängern eine symbolische Selbstgeißelung, zumeist das
rhythmische Schlagen der flachen Hand auf die bekleidete
Brust, praktiziert. Selbstgeißelungsformen mit Verletzung sind
hingegen bei
Muslimen mit geringerem Bildungsstand und denjenigen, die
eine inhaltsverdrehte Tradition dem eigentlichen Wesen einer
Trauerzeremonie vorziehen, anzutreffen, allerdings mit
abnehmender Tendenz weltweit.
Die symbolische Selbstgeißelung soll die
Muslime daran erinnern, dass der Widerstand
Imam Husains (a.) in
Kerbela sich gegen die Gewaltherrschaft richtete und so
soll die Intention des Mittrauernden auf das Anliegen
Imam Husains (a.) fokussiert werden und nicht auf das
blutige Leid.