Saadi-Tisch
Saadi-Tisch im Lackkunstmuseum

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Der so genannte Saadi-Tisch gehört zu den bedeutsamsten Ausstellungsstücken im Museum für Lackkunst Münster.

Es handelt sich um einen runden Tisch aus Holz von Ende des 19. Jh. aus dem Iran. Der Tisch hat eine Höhe von 70,7 cm und deinen Durchmesser von 66 cm. Das Holz wurde grundiert und bemalt mit Blattmetall, Muschelgold und Klarlack. In der Mitte der Tischplatte befindet sich ein rundes Gemälde traditioneller Miniatur. Es wird umschlossen von Rosen- und Haselnusszweigen sowie darin sitzenden Vögeln. Am äußeren Rand des Rundtisches gibt es goldgrundierte Schriftfelder mit einem mystischen Liebesgedicht von Saadi, weshalb der Tisch hier Saadi-Tisch genannt wird. Auch die Tischbeine sind vollständig mit Blüten und Vogeldekor bemalt.

Die Texte in den Schriftfelder beinhalten folgendes Gedicht, das durch mehrere Gedichtteile zusammengesetzt ist:

Die Nachtigall ist trunken,
Und Knospen trägt das Reis,
Die Welt ist jung geworden
Und Freunde sitzen im Kreis.

Der Liebling unsrer Gesellschaft
Hat immer Herzen geraubt,
Doch heut tut ers besonders,
Da er geschmückt sein Haupt.

Wer erst aus Buße die Laute
Im Ramadan zerbrach,
Hat nun Rosen gerochen
Und Buße gebrochen danach.

Zerstampft vom Fußtritt der Lust ist
Der Rosenteppich ganz,
Weil Geistlicher und Laie
Soviel gesprungen im Tanz.

Den Wert der geselligen Stunde
Kennen zwei Freund' allein,
Die lang geschieden waren
Und neu sind im Verein.

Nun geht aus unserm Kloster
Kein Nüchterner hinaus
Dem Vogt zu sagen, dass trunken
Die Sofis sind beim Schmaus.

Wird mir die Welt zu Feinden,
Wenn nur der Freund mich hält,
So frag' ich nicht nach ihnen,
Ob sie sind auf der Welt.

In Mitten unsres Hauses
Da steht ein Rosenbaum,
Vor dessen Wuchs ist niedrig
Die Zypress' im Gartenraum. …

Wird mir die Welt zu Feinden,
Wenn nur der Freund mich hält,
So frag' ich nicht nach ihnen,
Ob sie sind auf der Welt….

Du röchest aus Ägypten Josephs Hemde,
Wie blieb er dir in Kanans Brunnen fremde?

Aus Saadis Obst- oder Fruchtgarten [bustan] und Rosengarten [golestan, gulistan], übersetzt von Joseph von Hammer-Purgstall und Friedrich Rückert.

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