.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Ernest Renan war ein französischer
Philosoph, Schriftsteller, Historiker, Archäologe und Orientalist.
Er war
Mitglied der Académie française und hat unter anderem verdeutlicht, wie
sehr
Averroes die Philosophie der
Westlichen Welt beeinflusst hat.
Ernest Renan ist am
27. Februar 1823 in Tréguier (Côtes-d’Armor) geboren. Zunächst
Student der katholischen Theologie, war er ab 1838 am Seminar
Saint-Nicolas-du-Chardonnet in Paris, wechselte 1841 an das
Seminar von Issy und 1843 an das Grand Séminaire de
Saint-Sulpice. 1844 erhielt er die niederen Weihen, verließ
aber das Seminar 1845, da ihm schwerwiegende Zweifel an der
historischen Wahrheit der Heiligen Schrift des
Christentum aufgekommen waren. Er lehnte eine auf
christlichen Dogmen beruhenden Moral ab und begeisterte sich
für den deutschen Idealismus und die kritische "deutsche
Exegese" der Bibel ("Tübinger Schule") mit rassistischen
Gedankengängen.
1855 gab Renan eine historisch-systematische Konkordanz der
semitischen Sprachen heraus. Verschiedene Reisen vor allem in
den Nahen Osten führten zur Entstehung seines Hauptwerkes "Das
Leben Jesu", dessen erster Band 1863 erschien. In diesem Werk
versucht Renan, das Leben, die Gestalt und den Weg Jesu aus
den antiken Verhältnissen seiner Zeit heraus zu erklären und
die Gestalt Jesu als die eines
Menschen darzustellen, der nach seinem Tod von seiner
Gemeinde zum "Gott"
gemacht wurde. Am Paradigma eines Evolutionismus orientiert,
sieht Renan die Religionsgeschichte als Fortschritt zu immer
größerer moralischer Perfektion.
Für sein Werk wurde Renan zunächst scharf angegriffen und
1863 sogar vorübergehend als Professor entlassen, dennoch
waren innerhalb von sechs Monaten von der französischen
Auflage von "Das Leben Jesu" sechzigtausend Exemplare
verkauft, und eine Auflage folgte der anderen. Ein Jahr später
wurde Renan rehabilitiert und 1878 zum Mitglied der Académie
française gewählt.
Gegenüber der Demokratie war er sehr kritisch eingestellt.
In seinem Werk, Dialogues et fragments philosophiques schreibt
er 1876: "...Es ist sehr zu befürchten, dass das letzte
Ergebnis der so verstandenen Demokratie einen
gesellschaftlichen Zustand darstellen würde, in dem eine
verkommene Masse keine anderen Besorgnisse hat, als dem Genuss
und dem Vergnügen des unedlen Durchschnittsmenschen zu
frönen."
Bekannt ist Renan auch für seine Rede vom 11. März 1882 in
der Sorbonne: Was ist eine Nation?, in der er folgende,
moderne Definition gibt:
"Die Nation ist eine große Solidargemeinschaft, die
durch das Gefühl für die Opfer gebildet wird, die erbracht
wurden und die man noch zu erbringen bereit ist. Sie setzt
eine Vergangenheit voraus und lässt sich dennoch in der
Gegenwart durch ein greifbares Faktum zusammenfassen: die
Zufriedenheit und den klar ausgedrückten Willen, das
gemeinsame Leben fortzusetzen. Die Existenz einer Nation ist
(man verzeihe mir diese Metapher) ein tägliches Plebiszit, wie
die Existenz des Individuums eine ständige Bekräftigung des
Lebens ist. ... Die Nationen sind nichts Ewiges. Sie haben
einmal angefangen, sie werden enden. Die europäische
Konföderation wird sie wahrscheinlich ablösen."
In seinen Études d'Histoire Religieuse (Studien zur
Religionsgeschichte) behauptet er - auch in der Tradition von
Christian Lassen -, "Semiten" sei militärischer, politischer,
wissenschaftlicher und geistiger Fortschritt fremd; Intoleranz
sei die natürliche Folge ihres
Monotheismus, den sie den vom Polytheismus geprägten
"Ariern" aus ihrer Kultur "übergestülpt" hätten. Ihr
arrogantes Erwählungsbewusstsein sei seit 1800 Jahren
verantwortlich für den Hass auf sie. Damit meinte er die
Juden
und die
Muslim
bei völliger Ausklammerung, dass auch
Jesus
(a.) ein Semit war. Andere nannten Renans Äußerungen
"antisemitisch". Gottfried Müller analysierte Renans Studien,
die er unter anderem auch bei einem Vortrag am 29. März 1883 an der Sorbonne unter dem Titel "Der Islam und die Wissenschaft" über
seine Zuhörer kommen ließ, in dem Artikel "Die arabischen
Wissenschaften als Medium antiker Überlieferung im
europäischen Mittelalter" (in: J. Cobet, C.F. Gethmann u.
D.Lau (Hrsg.), Europa Die Gegenwärtigkeit der antiken
Überlieferung, Aachen, 2000.) und deutete auf einen
Zusammenhang mit der imperialistischen Kolonialpolitik
Europas.
Bereits 1852 veröffentlicht er in seinem Werk "Averroes et
l'Averroisme" wie sehr
Averroes die Philosophie der
Westlichen Welt beeinflusst hat. 1862 kam er - bei einem
Vergleich zwischen Sanskrit und Hebräisch - zum Schluss, dass
die „schreckliche Einfalt des semitischen Geistes das
menschliche Gehirn zum Schrumpfen bringe und es jeder höheren
geistigen Leistung gegenüber verschließe.“ Seine Abneigung
gegen Semiten formulierte er in späteren Jahren immer
deutlicher. 1883 bescheinigte er in einer "Vorlesung über die
semitischen Völker" die Unfähigkeit zu wissenschaftlichen und
künstlerischen Leistungen wegen „(…) der schrecklichen
Schlichtheit des semitischen Geistes, die den menschlichen
Verstand jeder subtilen Vorstellung, jedem feinsinnigen
Gefühl, jedem rationalen Forschen unzugänglich macht, um ihm
die immer gleiche Tautologie 'Gott ist Gott'
entgegenzuhalten“.
Da er an die Entwicklungsfähigkeit und den Fortschritt der
Menschheit glaubte, verwendete er Begriffe der Rassenlehre nie
in einem biologischen Sinn. Zudem war er überzeugt, dass die
Weiterentwicklung der Menschheit gerade auf ihrer Vermischung
beruhe, so dass einzelne "Rassen" immer mehr an Bedeutung
verlieren würden. Gegen den nach 1870 n.Chr. aufkommenden Antisemitismus und
Rassismus hat er sich dann selbst mit Entschiedenheit
ausgesprochen.
Eine
mehrsprachige Gedenktafel ist für ihn im
Istanbuler Museum für Geschichte der Wissenschaft und Technik
im Islam angebracht. Er soll einen Briefwechsel mit
Dschamaluddin Afghani gehabt haben.
Zu seinen Werken zählen: