Rabia Adawiyya

Bild: Rabi beim Mahlen von Korn in einer persichen Miniatur.

Rabia al-Adawiyya - Rabia al-Basri

Aussprache:
arabisch: رابعة العدوية
persisch:
englisch:
Rabi'a al-Adawiyya

95 oder 99 - 185 n.d.H.
ca. 717 - 801 n.Chr.

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Rabia al-Adawiyya al-Qaysiyya, auch bekannt als  Rabia al-Basri war eine der bekanntesten Mystikerinnen der islamischen Geschichte.

Sie wurde wahrscheinlich um 717 n.Chr. in Basra in ärmlichen Verhältnissen geboren, wo sie den größten Teil ihres Lebens verbrachte; daher auch ihr Beiname. Attar, der später viel über sie geschrieben hat, behauptet, dass sich zur Zeit ihrer Geburt wunderbare Dinge ereignet hätten. Ihr Name Rabia (die Vierte) deutet darauf hin, dass sie drei ältere Schwestern hatte.

Zunächst aber brach Unglück über die Familie herein, und als Rabia etwas älter war, starben ihre Mutter und ihr Vater, und sie blieb als Waise zurück. In Basra brach zudem eine Hungersnot aus, und sie wurde von ihren Schwestern getrennt. Rabia wurde verschleppt und für sechs Dirham als Sklavin verkauft und sie musste hart arbeiten.

Die Legende besagt, dass sich eines Tages ein Mann der nicht Mahram-Verwandter war ihr näherte. Rabia floh, stolperte auf der Straße und verrenkte sich das Handgelenk. Sie neigte ihr Gesicht in den Staub und betete: "Oh mein Herr, ich bin unerfahren und habe weder Mutter noch Vater, bin eine Waise und eine Sklavin, ich bin in Gefangenschaft geraten, und mein Handgelenk ist verletzt, (jedoch) gräme ich mich deshalb nicht, (ich möchte) nichts anderes, als Dich zufrieden zu stellen. Ich wäre froh, wenn ich wüsste, ob Du mit mir zufrieden bist oder nicht." Daraufhin soll sie eine Stimme gehört haben, die sagte: "Sei nicht betrübt, denn am Tag der Auferstehung wirst du einen Rang einnehmen, um den jene, die Gott im Himmel am nächsten sind, dich beneiden."

Danach kehrte Rabia zurück in das Haus ihres Herrn, fastete am Tag und führte die ihr aufgetragenen Arbeiten aus. In der Nacht stand sie bis zum Morgen in Anbetung Gottes. Eines Nachts erwachte ihr Herr und sah durch ein Fenster des Hauses Rabi'a, deren Haupt im Gebet geneigt war, und sie sagte: "O mein Gott, Du weißt, dass es die Sehnsucht meines Herzens ist, Dir zu gehorchen, und dass das Licht meiner Augen Deiner Herrschaft zu Diensten ist. Wenn die Umstände es erlaubten, würde ich nicht eine Stunde aufhören, Dich anzubeten, aber Du hast mich zum Untertan eines Geschöpfes gemacht." Während sie noch versunken in diese Worte war, sah er eine Leuchte über ihrem Haupt schweben, und das ganze Haus war von den Strahlen dieses Lichtes erleuchtet, die oft als Ausdruck des Seelenfriedens genannt wird.

Als Rabias Herr dieses ungewöhnliche Licht sah, fürchtete er sich und überlegte den Rest der Nacht, wie er sich gegenüber seiner Sklavin verhalten sollte. Am Morgen rief er Rabia und gab sie frei. Rabia verließ den Ort und verblieb eine Zeit lang in die Einöde. Sie erhielt viele Heiratsanträge, lehnte aber alle ab. Die Umgebung von Basra soll sie aber nur ein Mal für eine Pilgerfahrt [hadsch] verlassen haben.

Mit der Zeit gesellten sich immer mehr Menschen zu ihr, die bei ihr Zuflucht nahmen und ihrer Unterweisung zuhörten. Rabia erreihte ein hohes Alter und muss fast neunzig Jahre alt gewesen sein, als sie 801 n.Chr. starb. Sie wurde in Basra begraben.

Manche Legenden um sie, stellen eine Verbindung zu Hasan al-Basri her. Da dieser aber schon im Jahr 728 starb, kann er sie lediglich als junges Mädchen gekannt haben.

Sie wurde in Europa bekannt, nachdem ihre Legende von Jean de Joinville, dem Kanzler König Ludwigs IX. im 13. Jahrhundert importiert wurde.

Rabi selbst hinterließ keine Schriften, die ihr zugesprochenen Gedichte finden sich zumeist bei anderen Autoren wieder, zumeist bei Faridudin Attar, der über sie schrieb: " ... jene vom Schleier der Elite Verhüllte, jene vom Vorhang der Aufrichtigkeit Verschleierte, jene von Liebe und Sehnsucht Verbrannte, jene in Nähe und Glühen Bekannte, jene in Vereinigung Verschwundene, jene von den Männern angenommene, die zweite Maria die Reine... "

Der Legende nach wurde Rābia einst gefragt: "Liebst Du Gott?" Sie antwortete: "Ja.""Hasst Du den Teufel?" Sie antwortete: "Nein. Meine Liebe zu Gott lässt mir keine Zeit, den Teufel zu hassen."

Die bekannteste Legende über Rabia berichtet, wie sie in den Straßen von Basra mit einem Eimer Wasser in der einen Hand und einer Fackel in der anderen Hand herumlief. Als sie gefragt wurde, was dies zu bedeuten habe antwortete sie: "Ich will Wasser in die Hölle gießen und Feuer ins Paradies legen, damit diese beiden Schleier verschwinden und niemand mehr Gott aus Furcht vor der Hölle oder in Hoffnung aufs Paradies anbete, sondern nur noch um Seiner ewigen Schönheit willen." Diese Legende verbreitete sich in abgewandelter Form auch im mittelalterlichen Europa.

Siehe auch eine Auswahl an Gedichten von Rabia Adawiyya.

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