Meißner Pascha
Heinrich August Meißner - Meißner Pascha

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Heinrich August Meissner

3.1.1862-1940 n.Chr.

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Heinrich August Meißner Pascha war ein deutscher Ingenieur und Eisenbahnbauer. Er ist bekannt für die Erstellung der Bagdadbahn und wurde daher ab 1904 n.Chr. von den Osmanen zum Pascha ernannt.

Er wurde am 3. Januar 1862 in Leipzig geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt und Notar und starb kurz nach der Geburt des Jungen. Seine Mutter zog mit dem Sohn nach Dresden. Hier besuchte er das Annenrealgymnasium, um 1881 ein Ingenieurstudium an der Technischen Hochschule zu beginnen.

Interessiert am Eisenbahnbau, begann er sofort die Sprache der Osmanen zu lernen, als er hörte, dass man im Osmanischen Reich Ingenieure zum Eisenbahnbau suchte. Nach Zwischenstationen in verschiedenen Ingenieurbüros fand er 1887 eine Anstellung bei der staatlichen osmanischen Eisenbahn und leitete in den nächsten Jahren den Bau verschiedener Strecken im Inneren des Landes. 1896 wurde er zum wissenschaftlichen Leiter für den Eisenbahnbau ernannt.

Als Ende der 1890er Jahre die Planung der Hidschaz-Bahn zur Unterstützung der Pilgerfahrt [hadsch] begann, wurde Meißner mit der Leitung des Vorhabens beauftragt, die der bis 1908 inne hatte. Der deutschen Regierung kam das sehr gelegen, denn das Deutsche Reich war zum drittgrößten Gläubiger des Osmanischen Reichs nach Frankreich und Belgien aufgestiegen und an möglichst großem Einfluss auf die Politik des Landes interessiert. Dementsprechend sorgte Meißner dafür, dass bei Aufträgen für Baumaterial und Maschinen deutsche Firmen auf ihre Kosten kamen. Die Loks wurden aus Deutschland geliefert, aus der Fabrik Richard Hartmann in Chemnitz, die Waggons aus der Gothaer Maschinen- und Waggonfabrik, Pumpen und Kessel von Weise & Monsky in Halle.

Aufgrund seiner Verdienst im Eisenbahnbau erhielt er 1904 den Titel des Pascha durch Abdülhamid II.. Meißner sprach inzwischen perfekt türkisch, galt als sehr bescheiden und war daher sehr beliebt. Meißner-Pascha bewältigte mit seinen Mitarbeitern die Strecke von Damaskus bis Medina, insgesamt 1308 km Schmalspurbahn, innerhalb von acht Jahren.

1910 wechselte Meißner zur Anatolischen Bahnbaugesellschaft, die den Bau der Bagdadbahn betrieb und eine zusammen mit der Philipp Holzmann AG Frankfurt am Main aufgebaut hatte. Meißner übernahm die Organisation des Bahnbaus, die Trassierung der Linie und die Leitung einzelner Bauabschnitte. Finanziert wurde das Projekt ausschließlich von der Deutschen Bank. Ein Teil seiner Arbeiten wurden von T. E. Lawrence für die Briten ausspioniert. zudem erhielten die Briten weitere Informationen durch Gertrude Bell, die orientbegeisterte Tochter eines britischen Stahlmagnaten die mehrmals Meißner begegnet und davon nach England schreibt. Ihre Briefe werden vom britischen Geheimdienst mitgelesen.

Während des Ersten Weltkrieges baute Meißner unter dem Oberkommandierenden der 4. Türkischen Armee eine Eisenbahnlinie von Syrien in Richtung Ägypten für den geplanten Vorstoß der Osmanen gegen das britische Protektorat. Dabei wurden 365 km Eisenbahn fertig gestellt.

Nach dem Waffenstillstand von 1918 musste Meißner die Türkei verlassen. Im Jahre 1924 jedoch rief ihn die türkische Regierung als "Berater für Bau- und Bahnunterhaltung“ in die Türkei zurück. Nach seiner Pensionierung als Eisenbahnbauer erhielt er an der Technischen Hochschule in Istanbul einen Lehrstuhl für Eisenbahnbau. Am 14.1.1940 starb er in Istanbul. An seiner Beerdigung auf dem protestantischen Friedhof in Feriköy nahm außer den Angehörigen der deutschen Kolonie in Istanbul ein großes Geleit hoher türkischer Staatsbeamter, Offiziere, Ingenieure und Techniker teil.

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