Marokko
Marokko

Aussprache: al maghrib
arabisch:
المغرب
persisch:
مراکش
englisch: Morocco

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Marokko liegt im Nordwesten Afrikas und ist durch die Straße von Gibraltar von Europa getrennt. Als westlichstes der drei Maghrebländer grenzt es im Norden an das Mittelmeer, im Westen an den Atlantischen Ozean und im Osten an Algerien. Marokkos Südgrenze ist wegen des Westsaharakonfliktes umstritten. Hauptstadt ist Rabat. Die Einwohnerzahl ist aufgelistet unter Islamische Weltgemeinschaft [ummah].

Staatsreligion ist der Islam. Rund 99 % der Bevölkerung sind Muslime.

Bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. besiedelten Berber-Stämme das Gebiet des heutigen Marokko. Vom 12. Jh. v. Chr. an gründeten die Phönizier an der Küste Handelsniederlassungen, darunter auch Karthago im Gebiet des heutigen Tunesien, das seit dem 8. Jh. v. Chr. Stützpunkte im Mittelmeerraum errichtete. Im Innern des Landes bildete sich wahrscheinlich schon im 4. Jh. v. Chr. das Königreich Mauretanien heraus, das durch den Zusammenschluss mehrerer Berber-Stämme entstanden war.

Unter Kaiser Justinian I. (527-565 n. Chr.) stießen oströmische Truppen bis zur Straße von Gibraltar vor, beschränkten aber ihre Herrschaft im heutigen Marokko auf Hafenstädte und befestigten sie.

Um 700 n. Chr. erreichten die Araber bei ihren Vorstößen nach Westen die Gegend und benannten sie nach dem arabischen Wort für Westen bzw. das Land des Abends [maghrib]: Al-Maghrib ist heute der offizielle Name Marokkos. Ein muslimischer Berber, Tariq ibn Ziyad, setzte dann 711 mit einer Reitertruppe von Ceuta über die Meerenge nach Spanien über und eroberte das Westgotenreich. Der Ort der Landung, der "Felsen des Tarik" (arabisch: Jabal Tariq), trägt seinen Namen: Gibraltar.

Die Araber konnten den Widerstand in Nordafrika zunächst jedoch nicht brechen; gegen die Herrschaft der Kalifen kam es um 750 zu zahlreichen Berber-Aufständen. 789 begründete schließlich Mulay Idris als Idris I. die Dynastie der Idrisiden mit der Hauptstadt Fes. Das Reich war bis Ende des 10. Jh. n.Chr. Zentrum des Islam in Nordafrika. Die von 1062 bis 1147 n.Chr. herrschenden Almoraviden, Angehörige einer Berber-Sekte aus dem Süden verlegten die Hauptstadt nach Marrakesch. Die Almohaden (1147 bis 1269) machten Marokko zum Herzstück eines Reiches, das sich von Sizilien im Osten über das Atlasgebirge bis weit nach Spanien hinein erstreckte. Die Herrschaft der folgenden Dynastie, der Meriniden, dauerte ca. 150 Jahre; die Hauptstadt Fes wurde zu einem Zentrum von Kunst und Wissenschaft. 1420 ergriffen die Wattasiden die Macht, gerieten in der Folge aber immer mehr unter den Druck europäischer Mächte. 1492 wurde die Rückeroberung Spaniens durch die Christen (Reconquista) mit der Einnahme Granadas abgeschlossen.

Vom Beginn des 16. Jh. an hatten Portugiesen und Spanier begonnen, an der marokkanischen Küste Stützpunkte anzulegen; Spanien hatte bereits unmittelbar nach Abschluss der Reconquista Sidi Ifni und Melilla besetzt. Um 1520 kontrollierte Portugal alle wichtigen Atlantikhäfen des Landes. Unter der mächtigen Dynastie der Saditen entwickelten sich im 16. und 17. Jh. n.Chr. Handelsbeziehungen zu den europäischen Staaten. Frankreich errichtete in den wichtigen Hafenstädten Konsulate. Um 1669 ergriffen die sich selbst Alawiden nennende Familie, die noch heute in Marokko herrschende Dynastie, die Macht. Sie befreiten in der Folge die meisten der von Spanien und Portugal besetzten Küstenstädte. Nach der Eroberung Algeriens ab 1830 versuchte Frankreich, seinen Einfluss auf Marokko weiter auszudehnen. 1843/44 kam es zum Krieg, der mit einer Niederlage der marokkanischen Truppen endete. In der Folge wurde Marokko zum Zankapfel der miteinander konkurrierenden europäischen Mächte. Um einen reibungslosen Postverkehr mit Deutschland zu ermöglichen wurde ein deutsches Auslandspostamt in Marokko errichtet. Dieses war von 1899 bis 1914 im französischen und bis 1919 im spanischen Gebiet aktiv.

Die vier Hauptstätte, die von den jeweiligen Dynastien ernannt wurden, werden als Königsstätte Marokkos bezeichnet.

Zu Beginn des 20. Jh. kam es im Zuge dieser Entwicklung zu einer Konfrontation Frankreichs mit dem Deutschen Reich: Dieses versuchte, gegen den wachsenden französischen Einfluss in Marokko eigene wirtschaftliche und politische Interessen durchzusetzen. 1905 stattete Kaiser Wilhelm II. dem Sultan in Tanger einen demonstrativen Besuch ab. Dennoch stand das Deutsche Reich in der Konferenz von Algeciras 1906 mit seinen Ansprüchen isoliert da, und im Berliner Marokko-Kongo-Vertrag von 1911 musste es Marokko als französisches Einflussgebiet anerkennen. Bereits ein Jahr später wurde das Land aufgeteilt in die Protektorate Französisch-Marokko und Spanisch-Marokko im Norden; die Stadt Tanger erhielt 1923 internationalen Status. Formal blieb der Sultan Herrscher Marokkos.

Nach dem Ersten Weltkrieg erhoben sich immer wieder die Berber. Unter der Führung von Abd al-Karim brach 1921 in der spanischen Zone der Aufstand der Riff-Kabylen aus. Die Unruhen erfassten auch das französische Protektorat. Erst 1926 gelang es Frankreich und Spanien gemeinsam, den Aufstand niederzuschlagen. Unter Sultan Muhammad V. (1927 bis 1961 n.Chr.), der im Zweiten Weltkrieg auf Seiten Frankreichs stand, konnte die arabisch-nationalistische Unabhängigkeitsbewegung an Einfluss gewinnen. 1944 konstituierte sich die "Partei der Unabhängigkeit" [al-hizb al-istiqlal].

Anfang der 50er Jahre kam es aufgrund der wachsenden Unabhängigkeitsbestrebungen zu Spannungen zwischen dem Sultan und der französischen Kolonialverwaltung. Im August 1953 verbannten ihn die Franzosen nach Madagaskar und setzten seinen Onkel Muhammad Mulay ibn Arafah als Sultan ein. Daraufhin wurde das Land von einer Welle nationaler Empörung gegen die Fremdherrschaft erfasst. Frankreich und Spanien konnten ihre Protektoratsmacht nicht mehr aufrechterhalten. Muhammad V. kehrte zurück.

Die volle Unabhängigkeit von Frankreich und Spanien erlangte das Land 1956. 1957 nahm Muhammad V. den Königstitel an. Später ließen sich die Könige zudem auch "Befehlshaber der Gläubigen" nennen, ein Titel, der Imam Ali (a.) zustand. Die Dynastie der Herrscher Marokkos war:

bullet Muhammad I. (1640-1664)
bullet Mulai ar-Raschid (1664 - 1672)
bullet Mulai Ismail (1672 - 1727)
bullet Ahmad (1727-1728) abgesetzt
bullet Abd al-Malik (1728)
bullet Ahmad (1728-1729) wiedereingesetzt
bullet Abd Allah (1729-1734) abgesetzt
bullet Ali (1734-1736) abgesetzt
bullet Abd Allah (1736) wiedereingesetzt, abgesetzt
bullet Muhammad II. (1736-1738) abgesetzt
bullet al-Mustadi (1738-1740) abgesetzt
bullet Abd Allah (1740-1741) wiedereingesetzt, abgesetzt
bullet Zayn al-Abidin (1741) abgesetzt
bullet Abd Allah (1741-1742) wiedereingesetzt, abgesetzt
bullet al-Mustadi (1742-1743) wiedereingesetzt, abgesetzt
bullet Abd Allah (1743-1747) wiedereingesetzt, abgesetzt
bullet al-Mustadí (1747-1748) wiedereingesetzt, abgesetzt
bullet Abd Allah (1748-1757) wiedereingesetzt
bullet Mulai Muhammad III. (1757-1790)
bullet Yazid (1790 - 1792)
bullet Hischam (1792 - 1798)
bullet Mulai Sulaiman (1798 - 1822)
bullet Mulai Abd ar-Rahman (1822 - 1859)
bullet Sidi Mohammed IV. (1859 - 1873)
bullet Mulai al-Hassan I. (1873 - 1894)
bullet Abd al-Aziz (1894 - 1908)
bullet Mulai Abd al-Hafiz (1908 - 1912)
bullet Mulai Yusuf (1912 - 1927)
bullet Mohammed V. (1927 - 1953) abgesetzt
bullet Mohammed (VI.) ibn Arafa (1953 - 1955)
bullet Mohammed V. (1955 - 1961) wiedereingesetzt
bullet Hassan II. (1961 - 1999)
bullet Mohammed VI. (1999 - )

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