Cafe Orient
Cafe Orient

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Bild: Postkarte 1900 n.Chr.

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Das Cafe Orient war ein gastronomischer Betrieb in einem im maurischen Stil errichteten Gebäude im Norden von Wiesbaden.

Das Gebäude wurde 1899 im Auftrag von Alfred Georgi erbaut. Alfred Georgi war zuvor Hofkoch von Kaiser Wilhelm II. und erst 1893 nach Weisbaden gekommen. Architekt war Carl Dormann. Das Gebäude wurde an der Straße "Unter den Eichen" direkt am Wald gebaut. Auftraggeber Alfred Georgi war inzwischen pensioniert und wollte sich mit der Selbständigkeit einen Lebenstraum erfüllen. Der mehrfach gegliederte Bau mit einer Terrasse im Stil von Arkadengängen hatte an seinen Ecken drei Kuppeltürme, die an eine Moschee erinnerten. Die streifenartige Bemalung war der Moschee von Cordoba angelehnt. Den Innenausbau gestaltete der Wiesbadener Bildhauer und Stuckateur Ludwig Wagner. Für die handwerklichen Arbeiten wurden teilweise aus Marokko angeworbene Arbeiter verpflichtet.

Nach der Fertigstellung und Einweihung am 20. März 1900 war das Cafe Anfang des 20. Jh. Treffpunkt der gehobenen Wiesbadener Gesellschaft. Der Erbauer Alfred Georgi hatte sich allerdings finanziell völlig übernommen. Trotz bester Geschäfte konnte er die Hypothekenschuld in Höhe von 180.000 Mark, die auf dem Grundstück lastete, nie zurückzuzahlen. Im Dezember 1901 erwarb der aus Nürnberg stammende Christian Schnorr das Haus und musste wiederum drei Jahre später an den Konditor Karl Berges verkaufen. Er verpachtete es an an den aus dem Elsass stammenden Hotelfachmann Georges Richefort. Die Pacht genügte aber nicht zur Abzahlung der Schulden und so verkaufte er das Cafe, als der Erste Weltkrieg ausbrach, an seinen Pächter für 150.000 Mark.

Unter Richefort und mit dem Ende des zweiten Weltkrieges blühte das Cafe noch einmal auf. Die in der Stadt stationierten französischen Soldaten waren zahlungskräftige Kunden. Während der Weltwirtschaftskrise 1929 musste das Unternehmen dann aber Konkurs anmelden und war vorübergehend geschlossen. Für 70.000 Mark erwarb es Gustav Düllberg, hatte aber keine Gelder für dringend notwendige Sanierungsarbeiten. Das Gebäude fungierte nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr als Cafe und wurde an sehr unterschiedliche Geschäfte wie Kostümverleih,  Schädlingsbekämpfungsmittelverkauf und Ballettschule vermietet.

Nach und nach verfiel das Gebäude und die späteren Käufer waren nur noch an dem Grundstück interessiert. 1964 wurde das baufällige Gebäude abgerissen, so dass heute nur noch Fotos existieren. An gleicher Stelle wurde ein achtgeschossiges Wohnhaus errichtet.

Der Enkel des Gründers Alfred Georgi namens Bernd Richefort hat später versucht die Geschichte seines Großvaters zu rekonstruieren. In 2002 gab es von ihm den Vorschlag mit fertigem Motiv für ein Sonderpostwertzeichen, dass dann aber nicht umgesetzt wurde.

Postkarte 1915 n.Chr.

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