.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Ein Blinder ist jemand, dem von fehlender oder sehr stark
eingeschränkter Fähigkeit des Sehens betroffen ist. Im
Heiligen Qur'an gibt es eine charakteristische Stelle, die
zu starken Kontroversen unter
Muslimen geführt hat.
Am Anfang der
Sure
"Abasa" (80) heißt es: "Er runzelte die Stirn und kehrte
sich ab, weil der Blinde zu ihm kam."
Unter
sunnitischen Kreisen wird jener Vorwurf, getragen von durch
Umayyaden in Auftrag gegebene
Überlieferungen, gegen den
Propheten Muhammad (s.) erhoben. Der Blinde soll angeblich
Abdullah ibn Umm Maktum gewesen sein.
Der Vorwurf, der
Fürst der Schöpfung [seyyid-un-ka'inat], hätte so etwas
ungeheuerliches getan und sich von einem Blinden abgewandt,
widerspricht der Vorstellung des
Islam
über den
Propheten Muhammad (s.). Derartige "Interpretationen"
wurden von
Umayyaden und
Abbasiden gefördert und propagiert, um die eigenen
Schwächen und die eigene Abneigung gegen Arme und Bedürftige
zu rechtfertigen.
Gemäß den
Überlieferungen, die von den
Ahl-ul-Bait (a.) wiedergegeben wurden. Demnach befand sich
Prophet Muhammad (s.) mit einer Gruppe von Reichen der
Quraisch in der
Moschee, während der Blinde Abdullah ibn Umm Maktum dazu
kam.
Prophet Muhammad (s.) empfing ihn mit aller Ehre und
Barmherzigkeit und gab ihm einen Platz in seiner Nähe.
Einer der Reichen, der sich selbst schon als Gelehrt
empfand, wandte sich ab. Darauf erwähnte der
Prophet diesen
Vers,
der ihm in jenem Moment
offenbart wurde. Alle schauten
Prophet Muhammad (s.) an, so dass der betroffene Reiche,
der diesen Fehler begangen hatte, sich korrigieren konnte,
ohne entwürdigt zu werden. Den
Propheten beschuldigte damals keiner, denn niemand hatte
so ein Verhalten des
Propheten gesehen. Dadurch konnte der Fehler bereinigt
werden, der Reiche konnte korrigiert werden, ohne entwürdigt
zu werden, der Blinde erhielt die Würde, die ihm Zustand und
die
Muslim lernten eine neue sehr wertvolle Lehrmethode der
indirekten Ermahnung.
Einige Kommentatoren der
Schiiten kommen nach Analyse verschiedener
Überlieferungen zu dem Schluss, dass es sich bei dem
Abwendenden um eine berühmte Persönlichkeit der
Umayyaden gehandelt hat, wie es unter anderem
Imam
Sadiq (a.) sagt. Zuweilen wird der anwesende
Uthman ibn Affan genannt. Das lehnen einige
sunnitische Gelehrte entschieden ab und behaupten, dass
dieses eine Erfindung der
Schiiten sei, um z.B. einen der
Kalifen zu diffamieren. Diese Argumentation wird von den
Schiiten vor allem deshalb nicht nachvollzogen, da die
"Diffamierung" des
Propheten Muhammad (s.) problemlos hingenommen wird
aber ein Hinweis auf
Uthman auf so großen Widerstand stößt.
Nach verschiedenen
Überlieferungen waren u.a.
Utba ibn Rabia,
Abu Dschahl ibn Hischam und
Abbas ibn Abd-ul-Mutallib Zeuge des Geschehens. Der
Blinde, um den es sich handelt war Abdullah ibn Umm al-Maktum.
Auch einige moderne
sunnitische
Qur'an-Kommentatoren, wie
Sayyid Abul A'la Maududi schlossen sich der Meinung an,
dass jene
Verse
nicht auf
Prophet Muhammad (s.) bezogen sein können.